AUSSERORDENTLICHE PROMOTIONSSTIPENDIEN
Bislang konnten in Kooperation mit anderen Trägern drei außerordentliche Stipendien vergeben werden:




Außerordentliches Promotionsstipendium der Deutschen Limeskommission in Verbindung mit der Stadt Neustadt a. d. D. und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege:
Die Heilthermen von Bad Gögging
Bearbeiterin: Yvonne Reichel M.A.
Kontakt: Yvonne.Reichel@campus.lmu.de
Laufzeit: Juli 2019 bis Juni 2021
Bad Gögging ist heute ein Ortsteil der Stadt Neustadt an der Donau, die zwischen Ingolstadt und Regensburg im Landkreis Kelheim gelegen ist. In römischer Zeit befand sich der Ort im Bereich des Donaulimes in der Provinz Raetien. Das Auxiliarkastell Abusina (Eining) und das Legionsvexillationslager Eining-Unterfeld waren wenige Kilometer entfernt, das Legionslager Castra Regina (Regensburg) etwa 35 km. Bis heute ist der Ort für die dort austretenden Schwefelwasserquellen bekannt.
Das Wissen um eine römische Vergangenheit lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Zwischen 1959 und 2007 wurden in der Kirche St. Andreas und in ihrem unmittelbaren Umfeld Ausgrabungskampagnen durchgeführt. Dadurch konnten römische Heilthermen, die in frühchristlicher Zeit nachgenutzt wurden, und an sie angrenzende Gebäude nachgewiesen werden. Bei dieser großen Badeanlage handelt es sich um die einzige bislang bekannte Heilthermenanlage der Provinz. Die Ausgrabungserkenntnisse wurden in mehreren vorberichtlichen Veröffentlichungen vorgestellt und diskutiert. Eine umfassende Auswertung und Publikation der Ausgrabungsergebnisse fehlt bislang jedoch.
Ziel des Promotionsvorhabens ist deshalb die wissenschaftliche Auswertung und Publikation der Ausgrabungen. Dazu werden die entsprechenden Befunde und stratifizierten Funde zeichnerisch dokumentiert und analysiert. Auf dieser Grundlage wird eine Analyse der Gebäudestrukturen erfolgen, um Aussagen zur Datierung der verschiedenen Bauphasen zu treffen sowie eine genauere Beschreibung und Rekonstruktion der Heilthermen zu erarbeiten.
Interessant erscheint zudem die Frage, ob die römische Medizin, speziell die kurative Nutzung der Schwefelwasserquellen, Einfluss auf die Gestaltung der Thermen hatte. Darüber hinaus wird das Verhältnis zu den umgebenden Gebäudestrukturen überprüft. Denkbar wäre, dass sich in Bad Gögging ein Kurzentrum befand.
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird der Frage nach der Beziehung der Baugeschichte der Thermen zur Provinzgeschichte und den umliegenden Militärstandorten, wie beispielsweise Eining und Regensburg, nachgegangen. Funde von gestempelten Ziegelplatten suggerieren eine Verbindung zu den Produktionen der dort stationierten Einheiten und staatlicher Ziegeleien. Das Ereignis, das zur Zerstörung des Bades führte, soll zeitlich näher eingegrenzt und der Frage, wieso ein Nachfolgebau des 3. Jahrhunderts nie in Benutzung genommen wurde, nachgegangen werden. Auf dieser Grundlage und durch den Vergleich mit ähnlichen Baukomplexen in anderen Provinzen wird die Arbeit einen Beitrag zur Erforschung von Heilbädern im Römischen Reich leisten.
Der Kernbereich der römischen Heilthermen von Bad Gögging bildet die westlichste Teilfläche der UNESCO-Welterbenominierung „Grenzen des Römischen Reiches – Donaulimes“. Die umfassende wissenschaftliche Bearbeitung und Interpretation der Ausgrabungsergebnisse ist auch vor diesem Hintergrund von großem Interesse, da sie die Grundlage für eine Neukonzeption der geplanten Befundpräsentation und Vermittlung des römischen Erbes von Bad Gögging in der ehemaligen St. Andreaskirche bilden wird.

Außerordentliches Promotionsstipendium der Deutschen Limeskommission in Verbindung mit der Sparkassenstiftung Weißenburg und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege:
Der vicus von Weißenburg in Bayern
Bearbeiterin: Frederik-Sebastian Kirch M.A.
Kontakt: Frederik.Kirch@gmx.de
Laufzeit: XX bis XX
Das Alenkastell Weißenburg-Biriciana befindet sich wenige Kilometer südlich des Raetischen Limes auf einer Anhöhe östlich der schwäbischen Rezat. Die zugehörige Zivilsiedlung entstand in unmittelbarer Nähe. Das Lager wurde um 90 n. Chr. errichtet und fand vermutlich im Jahr 254 n. Chr. vor dem Hintergrund militärischer Auseinandersetzungen in einem Brand sein Ende.
Vor allem westlich des Kastells sind große Flächen des vicus archäologisch untersucht. Die Ausgrabungen erfolgten, parallel zu den bereits publizierten Grabungen an der Nordfront des Kastells, in den Jahren 1987/1988, sowie 1997. Die Grabungsergebnisse wurden bislang in jährlichen Berichten im Archäologischen Jahr in Bayern vorgestellt, jedoch nicht grundlegend ausgewertet. Ziel des Promotionsstipendiums ist die Aufarbeitung und Vorlage aller Befunde und Funde der Vicusgrabungen von 1987/1988.
Anhand der beobachteten Befunde von Stein- und Holzgebäuden werden die einzelnen Bauphasen analysiert und die entsprechenden Siedlungsphasen und die Entwicklungsgeschichte der Zivilsiedlung mit den bisherigen Erkenntnissen zum Kastell verglichen. Die Bebauung soll mit anderen Kastellvici in Raetien und angrenzenden Provinzen verglichen werden, um strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Vor allem die in der Forschung aufgrund von neuen Dendrodaten und konzeptionellen Überlegungen zur Entwicklung des Limes diskutierte Anfangsdatierung des Kastells wird überprüft. Ob, wie bislang angenommen, die Siedlungsaktivität im vicus gleichzeitig mit dem Kastell endet, wird eine Analyse des jüngsten Fundmaterials ergeben.

Außerordentliches Promotionsstipendium der Deutschen Limeskommission, dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und der Ernte-Dank-Stiftung:
Das mittelkaiserzeitliche Alenlager von Dormagen
Bearbeiterin: Paul Marco Hardy M.A.
Kontakt: MarcoHardy@gmx.de
Laufzeit: Das Stipendium wurde auf Wunsch des Stipendiaten vorzeitig beendet.