9. Kastell Kemel
Gemeinde Heidenrod, Ortsteil Kemel, Rheingau-Taunus-Kreis
Die Besatzung des etwa 0,7 ha (93 x 77 m) großen Steinkastells ist unbekannt. Errichtet wurde es vermutlich für einen numerus (etwa 160 Mann) nach der Mitte des 2. Jahrhunderts. Das Kastell hatte einen rechteckigen Grundriss, es besaß Türme in den Kastellecken, vier Tore und war von einem Graben umgeben. Die Innenbebauung ist unbekannt. Das Lagerdorf erstreckte sich südlich, südöstlich und nordwestlich des Kastells. Zwei ältere Kastelle vom Ende des 1. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts befanden sich auf dem „Pohl“, einer Höhe etwa 250 m vom Steinkastell entfernt. Diese Vorgängeranlagen von 39 x 39,5 m und 56 x 46 m Ausdehnung besaßen eine Umwehrung aus Holz und Erde sowie zwei Gräben.
Die Innenbebauung beider Anlagen konnte bei Untersuchungen dokumentiert werden.
Die Reichs-Limeskommission führte an den Kastellanlagen von 1898 bis 1900 Grabungen durch. In einer Notgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen wurde 2001 der Keller eines Hauses im Lagerdorf teilweise ergraben. Das Steinkastell und das Lagerdorf sind bis auf Restflächen in Gärten überbaut. Das Areal des Steinkastells ist zudem weitgehend tiefgründig gestört. Die beiden Vorgängerbauten liegen außerhalb der Bebauung in einem Wiesenareal.
Von den Kastellen ist nichts mehr zu sehen. Die letzte Spur des Steinkastells bildet der Verlauf der Hauptstraße von Kemel, die Bäderstraße. Sie wurde in der Frühzeit des Ortes durch die beiden Seitentore des Kastells geführt. Die Lage der Seitentore und der Verlauf der via principalis sind daher im Ortsbild sichtbar. Der Ortskern von Kemel liegt somit im Bereich des römischen Kastells.
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