10. Kastell Zugmantel

Stadt Taunusstein, Stadtteil Orlen, Rheingau-Taunus-Kreis

Die im Kastell Zugmantel stationierte Cohors I Treverorum equitata war in einem 2,1 ha (124,5 x 171 m) großen Steinkastell untergebracht, das im Jahre 223 n. Chr. seine letzte und größte Ausbaustufe erfuhr. Die rechteckige Anlage besaß vier Tore und war von einem Graben umgeben. Von den Kastellinnenbauten sind die Stabsgebäude, die principia, vollständig ergraben. Das Kastell hatte drei Vorgängerkastelle, die am gleichen Platz standen und kleiner waren. Um 90 n. Chr. entstand ein Kastell mit einer Umwehrung aus Erde und Holz von 0,7 ha Größe, das wenige Jahrzehnte später auf etwa 1,1 ha Größe erweitert wurde. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts wurde es durch ein Steinkastell von 1,7 ha Größe ersetzt.

Die Ausdehnung des Lagerdorfes auf allen vier Seiten des Kastells ist nahezu vollständig bekannt. Der Kern der Ansiedlung entwickelte sich zu beiden Seiten der Straße vom Haupttor zur Quelle der Aar, wo sich das Badegebäude befand. Vor dem Tor erweiterte sich die Straße zu einem dreieckigen Platz, der vermutlich für Märkte genutzt wurde. Im Siedlungsbereich des Kastells sind drei Heiligtümer bekannt, davon wird eines als Tempel für Jupiter Dolichenus angesprochen, ein anderes als Mithraeum gedeutet. Mittig auf dem Platz vor dem Haupttor befindet sich ein als Tempel angesprochenes Gebäude. Die hier verehrte Gottheit ist nicht bekannt.  Als Besonderheit können zwei kleine Amphitheater gelten, die am nördlichen und östlichen Rand des Lagerdorfes liegen. Ein Gräberfeld wurde an der Straße lokalisiert, die vom Südtor aus nach Süden führte.

In der Größe des Lagerdorfes und den beiden Amphitheatern zeigt sich die besondere Bedeutung des Platzes. Hier überschritt die Straße den Limes, die von Mogontiacum/Mainz, der Hauptstadt der Provinz Germania superior, über Aquae Mattiacorum/Wiesbaden, dem antiken Badeort und der Hauptstadt der Civitas Mattiacorum, auf dem kürzesten Wege nach Germanien führte.

Nach kleinen Ausgrabungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen im Jahre 1894 die Untersuchungen der Reichs-Limeskommission. Sie wurden vom Saalburgmuseum fortgeführt. Kastell und Lagerdorf gehören daher zu den am besten bekannten Kastellplätzen am Obergermanisch-Raetischen Limes.

Das Kastell befindet sich unbebaut im Wald. Teile des Lagerdorfes wurden im Westen und Süden durch den Bau der sogenannten Hühnerstraße, der heutigen Bundesstraße 417, eines Fabrikgebäudes und eines Sportplatzes zerstört.

Die gesamte Wallanlage des Kastells ist bis auf eine Ausnahme am Sportplatz noch sichtbar. Gelegentlich tritt der Graben flach in Erscheinung. Auch die Stellen der vier Tore sind zu sehen. Von dem kleineren Steinkastell ist in einem Grabungsschnitt an der Südostecke noch ein kurzes Stück der Umfassungsmauer sichtbar. Eindrucksvoll sind die Reste der beiden Amphitheater erhalten. Von einem der mutmaßlichen Tempel sind noch die Fundamente erkennbar, ansonsten deuten nur noch Grabungsspuren auf die Bauten des Lagerdorfes.

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