6. Kastell Marienfels

Gemeinde Marienfels, Rhein-Lahn-Kreis

Kastellort eines unbekannten numerus zwischen dem Ende des 1. und der Mitte des 2. Jahrhunderts. Die Größen der beiden sich zeitlich abwechselnden Holzkastelle, bzw. deren Außengräben sind nicht sicher nachgewiesen. Aufgrund der bestehenden Überbauung führte die Reichs-Limeskommission unter R. Bodewig nur wenige Grabungsschnitte durch, die vornehmlich zur Klärung der Kastellumwehrungen dienten.

Das besser bekannte ältere Kastell (1,0 ha Größe) hatte einen rechteckigen Grundriss mit 117 x 98 m, für das jüngere Kastell wird ein rechteckiger Grundriss (rund 2,8 ha Größe) mit Seitenlängen von etwa 150 x über 190 m postuliert. Im Innern wurde ein langrechteckiges Steingebäude mit 39 x 7 m festgestellt, das aufgrund seiner Ausrichtung zum zweiten Kastell gehören könnte.

Bereits 1830 und 1849 wurden das Kastell und das 30 m nördlich davon gelegene Kastellbad vom Nassauischen Verein für Altertumskunde untersucht. Der Kastellvicus erstreckte sich in einem weiten Bogen um die Kastelle herum. Bei der Verlegung eines Kanalgrabens und dem Bau einer Gerätehalle im Bereich der "Bornwiesen" wurden in den 1980er Jahren durch das Landesamt für Denkmalpflege Koblenz mächtige Kulturschichten und an mehreren Stellen Pfostenreihen mit Steinverkeilung und gut erhaltenen Nasshölzern dokumentiert.

2016 wurde bei geomagnetischen Untersuchungen südlich der beiden bekannten Kastelle ein weiteres Lager entdeckt, welches einen unregelmäßigen Grundriss von ca. 125 x 119 m (ca. 1,4 ha Größe) besitzt. Bei den anschließenden Grabungen stellte sich heraus, dass es sich um ein temporäres Lager handelt. Es ist das erste nachgewiesene temporäre Lager am Obergermanisch-Raetischen Limes.

Das Areal des archäologischen Denkmals befindet sich am östlichen Ortsrand von Marienfels zwischen alter und neuer Ortsbebauung in Form von Häusern, Gärten und Obstbaumkulturen. Die beiden Kastelle sind durch die Ortsbebauung weitgehend zerstört. Nördlich davon sind in den sog. "Bornwiesen" jedoch das Kastellbad und Teile des vicus erhalten. Hier deuten flache Geländeerhebungen auf Steingebäude des Lagerdorfs hin.

 

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