58. Kastell Eining
Neustadt a.d. Donau, Gemarkung Eining, Kreis Kelheim
Ein Inschriftenfragment aus der Regierungszeit des Kaisers Titus (79–81 n. Chr.) datiert die Fertigstellung des ersten Holz-Erde-Kastells (147 x 125 m). Die Besatzung des Abusina genannten Militärstandortes bildete zunächst die cohors IV Gallorum. Während der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ersetzte die cohors III Britannorum die bisherige Truppe. Zudem baute man die Umwehrung der 1,8 ha großen Anlage in Stein aus. Die Baracken wurden dagegen auch weiterhin als lehmverputzte Fachwerkbauten erneuert. Ungewöhnlich ist, dass das Stabsgebäude (principia) und die gesamte Innenbebauung nach Osten orientiert sind und nicht nach Norden, wie man es angesichts der Lage der Tore erwarten würde. Inschriftenfragmente aus dem Jahr 213 n. Chr. weisen auf weitere Baumaßnahmen an den Toren hin. In der Mitte des 3. Jahrhunderts erlitten Kastell und vicus großflächige Zerstörungen. Dennoch überlebte die Eininger Stammtruppe als einzige Auxiliareinheit des raetischen Heeres nachweislich die Krisenzeiten des 3. Jahrhunderts. Um 300 n. Chr. wurde für sie in der Südwestecke des Auxiliarkastells ein stark befestigtes spätrömisches Reduktionskastell mit 0,18 ha nutzbarer Innenfläche errichtet, dessen Wehranlagen im Laufe des 4. Jahrhunderts mehrfach verstärkt wurden. Von seiner Innenbebauung kennt man das Verwaltungsgebäude (principia cum praetorio) und die Mannschaftsbaracken. Hinzu kommt ein Speicherbau (horreum). Die Zivilbevölkerung lebte in spätrömischer Zeit im Schutz der Mauern des mittelkaiserzeitlichen Auxiliarkastells. Um 430 n. Chr. wurde das Kastell zerstört und der Garnisonsort von der römischen Militärverwaltung aufgegeben.
Bereits seit dem 16. Jahrhundert sind römische Funde aus dem Bereich von Eining bekannt. Umfangreiche Ausgrabungen fanden 1879–1908 unter Pfarrer W. Schreiner, K. Popp und W. M. Schmid statt. Zudem führte P. Reinecke 1911–1920 von Seiten des Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns (heute Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) gezielte Nachuntersuchungen im Kastell und vicus Abusina sowie auf dem benachbarten Weinberg durch.
Die Ausdehnung des etwa 10 ha großen Kastelldorfes (vicus) ist durch Luftbildbefunde, geophysikalische Messungen, Grabungen und Fundmeldungen bekannt. Das Kastellbad und ein Rasthaus (mansio) liegen nördlich des Kastells. An der südlichen Ausfallstraße sowie im Nordosten des vicus sind Gräberfelder bekannt.
Das Freigelände mit den Resten des Kastells und vicus Abusina liegt unmittelbar südlich des Dorfes Eining dicht an der Kante einer Terrasse, die steil zum Donautal abfällt. Zu sehen sind die konservierten Grundmauern der mittelkaiserzeitlichen und spätrömischen Kastelle und Rasthäuser (mansiones) sowie zweier mittelkaiserzeitlicher Badegebäude. Die Reste des ausgedehnten Lagerdorfes (vicus) liegen in den Wiesen und Feldern östlich der heutigen Staatsstraße Neustadt-Eining sowie nördlich und südlich des Freigeländes.
In der Flur Unterfeld nördlich des Dorfes Eining sind bis heute Teile der Umwehrung eines 11 ha großen Militärlagers zu sehen, das auf einen bis heute dort befindlichen Donauübergang hin ausgerichtet war. Es dürfte sich um ein Versorgungslager der legio III Italica handeln, die hier während der Markomannenkriege um das Jahr 175 n. Chr. für kurze Zeit stationiert war. Ausgrabungen durch die Römisch-Germanische Kommission unter H. Schönberger und Luftbildbefunde zeigen ein 380 x 340 m großes, von zwei Spitzgräben und einer Rasensodenmauer umgebenes Lagerareal, dessen Innenbebauung im Wesentlichen aus Holz-/Fachwerk-Gebäuden bestand. Die Umwehrung ist östlich der Staatsstraße als bis zu 2 m tiefer Hohlweg und an der Südostseite ca. 250 m weiterführend durch einen außen anliegenden Feldweg nachvollziehbar.
Auf dem nahegelegenen Weinberg wurde ein Heiligtum des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. ergraben, das Mars und Victoria geweiht war. Von dort hat man einen hervorragenden Blick auf das Kastell, das Legionslager und auf die Donau bei Hienheim, wo im 2. und 3. Jahrhundert die römische Landgrenze (limes) endete und die Flussgrenze (ripa) begann.
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