18. Kastell Arnsburg

Stadt Lich, Stadtteil Muschenheim, Landkreis Gießen

Das Kastell Arnsburg ist das nördlichste Kastell der Wetteraulinie. Es wurde um 90 n. Chr. als Holz-Erde-Kastell errichtet und in der Mitte des 2. Jahrhunderts als Steinkastell mit einem rechteckigen Grundriss von ca. 185 x ca. 161 m (2,9 ha) ausgebaut. Mehrere Zwischentürme flankierten die Mauer, des Weiteren war das Kastell von einem Graben umgeben, der im Westen verdoppelt wurde. Nachdem sowohl die Cohors I als auch die Cohors II Aquitanorum in Arnsburg stationiert war, bildete ab der Steinbauphase eine andere Einheit, möglicherweise die Cohors V Delmatorum die Besatzung des Kohortenkastells.

In die Zeit weit vor der Errichtung des Limes führen Lesefunde, die vielleicht auf ein Militärlager aus der Zeit der Germanenkriege unter den Kaisern Augustus und Tiberius (12 v. Chr. – 16 n. Chr.) weisen. Rund 400 m nördlich des Kastells wurden durch Luftbilder die Gräben von zwei großen Militärlagern dokumentiert. Sie stammen vermutlich aus der Zeit vor der Errichtung des Limes.

Von der Innenbebauung des Steinkastells sind die Verwaltungsräume (principia) und ein weiteres großes Gebäude, wahrscheinlich das Kommandantenhaus (praetorium) bekannt.

Das Kastelldorf lag vornehmlich im Süden des Kastells, wenige Siedlungsspuren fanden sich jedoch auch im Westen und im Osten.

Südöstlich vor der porta principalis dextra befand sich an einer das Kastell umgebenden Ringstraße das Badegebäude. Der Kern der Siedlung entwickelte sich zu beiden Seiten der Straße nach Süden, die in das Innere der Wetterau nach Friedberg führte. Die Bebauung kann noch 300 m in Richtung Süden beobachtet werden. Als Besonderheit kann eine große Platzanlage im östlichen Vicusbereich gelten. Diese wurde bei geophysikalischen Untersuchungen ebenso festgestellt wie eine Vicusbefestigung, die etwa drei Viertel des Vicusbereichs mit einem Graben umfasst. Im Südosten des Kastelldorfes befindet sich ein rundes Amphitheater, ein Gräberfeld schließt sich südlich an den vicus an (zu den Ergebnissen der geophysikalischen Untersuchungen, siehe Der LIMES 4, 2010, 1).

Nur wenig nördlich des Kastells zeigen Luftbilder einen Gebäudekomplex, der aufgrund seines charakteristischen Grundrisses als Gutshof angesprochen werden kann.

An der Stelle des Kastells wurde 1151 ein Benediktinerkloster gegründet. Es bestand allerdings nur wenige Jahre. Mit dem Bau der Kirche wurde zwar begonnen, sie wurde jedoch nie fertiggestellt.

Erst durch die Luftbildarchäologie der letzten Jahrzehnte haben sich unsere Kenntnisse von dem Kastellplatz wesentlich erweitert. Die einzige Ausgrabung hat die Reichs-Limeskommission 1893 unter F. Kofler durchgeführt. Teile der Nordmauer wurden anschließend konserviert und in einem Wiesengelände eingezäunt. Hier entstand ein kleiner archäologischer Park. Der Althistoriker Theodor Mommsen besuchte 1893 Arnsburg und zählte diese Überreste zu den schönsten und am besten erhaltenen aller bis dahin in Deutschland ausgegrabenen Kastelle.

Das Kastell und das Lagerdorf liegen in Äckern und Wiesen. Lediglich ein kleiner Familienfriedhof befindet sich auf dem Kastellgelände selbst. Eine Linde, umgeben von einem großen Lesesteinhaufen, zwischen porta praetoria und principia bildet eine weithin sichtbare Landmarke. Ein Großteil des Kastellgeländes ist mittlerweile in Besitz der Archäologischen Gesellschaft Hessen und aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen.

Von dem Kastell sind noch Teile der Umwehrung zu erkennen. Auf der Süd- und Westseite markieren Böschungen im Acker den Verlauf der Umwehrung. An Mauern sieht man in einer Wiese noch Reste von dem östlichen Turm des Nordtores, der anschließenden Umfassungsmauer und der Nordwestecke. Vom Lagerdorf ist nichts mehr zu sehen. Nur die römische Straße, die vom Südtor aus nach Friedberg führte, lebt heute in einem Feldweg fort.

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